Schicksale vertriebener Frauen - Kapitel 5{10}

Internierung zur Zwangsarbeit
Zwangsarbeit n Lager Potulice n andere Lager n Alter, Verhöre
Transport n Vergewaltigung n Überleben n Unterkunft
n Ernährung n Todesfälle

   
 


 

Todesfälle

In den ersten Sammellagern wie z.B. Krone an der Brahe starben ­ - so eine Zeitzeugin - vor allem „Kranke, Alte und Kinder wie die Fliegen, meist an Typhus. […] In den Lagern und auf den Gütern verlor es sich etwas, die schwachen Kranken und Alten hatten [auch hier] keine Lebensstärke.“

Die Zahl der täglichen Toten lag nach den Angaben in den Fragebögen bei „zehn bis zwanzig pro Tag“, „im Sommer [1945] bis zu 100 bei 2.500 [Insassen]“, „jeden Morgen ein Karren“.
Die Zahl der Toten insgesamt kann nur geschätzt werden: „Im ersten Halbjahr [1945] ist die Hälfte verstorben.“ „Viele - [wie viele] weiß ich nicht, waren auf einmal nicht mehr da“. „Wer von uns konnte sie zählen.“

Zwangsarbeit und Entlohnung

Das Diagramm I 16 veranschaulicht, welche Arbeiten die internierten Frauen verrichten mussten. (Mehrfachnennungen waren möglich). Interessant ist der Vergleich mit den Angaben der Deportierten, bei denen die Landarbeit erst nach der Arbeit im Bergbau und in der Schwerindustrie rangiert.

Diagramm I 16:
Arbeiten der
internierten Frauen
  vergrössern: Bitte klicken

In der Entlohnung gab es nach den Aussagen in den Fragebogen unterschiedliche Praktiken. Viele Frauen erhielten keinen Lohn, sondern nur das (schlechte) Essen. Andere wurden (in späteren Jahren) geringfügig bezahlt, konnten sich dafür aber kaum etwas kaufen. Nach wie vor fehlten kräftigende Lebensmittel, Kleidung und Schuhe. Einige Frauen erhielten Lebensmittel als Belohnung.

Entlassung

Über die Hälfte der 68 internierten Frauen wurde erst ab 1948 entlassen, die letzten ab 1950. Acht Frauen wurden schon im zweiten Halbjahr 1945 entlassen, elf im Jahr 1946, neun im Jahr 1947. Die meisten Frauen wurden in verschlossenen Güterzügen in die SBZ nach Frankfurt/Oder transportiert und kamen dort erst einmal in Quarantäne. Danach mussten sie sich wieder eine neue Bleibe suchen, sofern sie nicht bei Verwandten aufgenommen wurden.

Entschädigung

Von den 68 internierten Frauen haben demnach zwölf eine Entschädigung erhalten, eine Frau wurde zweimal entschädigt (13 Entschädigungen). 43 Frauen beantworten die Frage mit Nein, die anderen machen keine Angaben. Acht Entschädigungen wurden bis 1957 ausgezahlt, zwei nach 2001. Für die restlichen drei Entschädigungen ist keine Datierung angegeben.
Frühere Lagerinsassen - Deutsche, die nach dem Krieg in Polen geblieben waren und die polnische Staatsbürgerschaft angenommen hatten - verklagten den polnischen Staat auf Entschädigung. Eine der befragten Frauen, die im Lager Sgoda inhaftiert gewesen war, erhielt nach zehnjährigem Prozess in Warschau im Jahr 2001 vom polnischen Staat eine Entschädigung in Höhe von 35.000 Zloty.

WEITER ->