Schicksale vertriebener Frauen - Kapitel 5{8}

Internierung zur Zwangsarbeit
Zwangsarbeit n Lager Potulice n andere Lager n Alter, Verhöre
Transport n Vergewaltigung n Überleben n Unterkunft
n Ernährung n Todesfälle

   
 


 

Unterkunft, Ernährung, Hygiene
und medizinische Versorgung in den Lagern

Die Lebensbedingungen der internierten Frauen waren je nach der Art der Lager unterschiedlich und können in dieser kurzen Übersicht nur gestreift werden. Kennzeichnend für alle Internierten war die Erfahrung, rechtlos und jeder Willkür ausgesetzt zu sein. Der Alltag in den Lagern war geprägt vom permanenten Hunger, von Krankheit und Todesangst.

In den Lagern waren alle Altersgruppen vertreten:
„[Ich war in der Kinderbaracke] von fünf Jahren an.“ „Kinder ab ein Jahr bis 15 Jahre. „Kinder und Alte in getrennten Baracken“. „Alle Altersstufen vom Säugling bis zu alten Menschen beiderlei Geschlechts“. „Am Leben blieben nur die mittleren Jahrgänge von etwa acht bis 50 Jahren und kaum Männer.“

Unterkunft

Einige Aussagen veranschaulichen die Art der Unterkünfte:
„Altes Zuchthaus, hohe Mauern und Stacheldraht, strengste Bewachung“
„Es war das Stadtgefängnis von Stolp“
„Bretter-Baracke; Hühner- und Schweinestall“
„Hohensalza - auf einem Gut“
„Potulitz war ein Gut, das von Gefangenen bearbeitet wurde“
„Unterbringung in einzelnen Häusern“
„Pegery - das allerschlimmste Arbeitslager“
„Dorf als Arbeits- und Internierungslager, Sowchose“

Zum Lagerregime und der Behandlung der internierten Frauen, Mädchen und Kinder einige Beispiele aus den Textpassagen:
„Immer unter Bewachung, das kleinste Vergehen wurde bestraft“
„Mit Tritten und Kolbenschlägen“
„Im Lager habe ich in der Korbflechterei gearbeitet. Als besonderes Erlebnis war ich zweimal je 48 Stunden barfuß im dunklen Bunker. Wegen kleiner Verstöße.“
„Immer zur Arbeit angetrieben“
„Wehe, eine Kartoffel wurde übersehen, dann gab es mit der Reitpeitsche eins über den Rücken“
„Wer nicht mehr konnte, dem wurde mit Erschießen gedroht. Oft auch wahr gemacht“
„Im Kinderheim, bewacht von polnischen Nonnen, später hinter Stacheldraht in einer Kinderbaracke im ZAL Potulitz“
„Es fällt schwer, die richtigen Worte zu finden“

Einigen der internierten Frauen ist es jedoch auch besser ergangen:
„Auf dem Gut war es einigermaßen erträglich“
„Im allgemeinen gut, zum Teil auch beschimpft“
„Nach einer Woche Lageraufenthalt wurden wir wieder nach Hause geschickt“

Lichtblicke

Eine Befragte berichtet ausdrücklich auch von „kleinen Lichtblicken mitmenschlicher Barmherzigkeit“: Ein sowjetischer Soldat habe ihrer Mutter bedeutet, dass auch er drei Kinder habe. Mehrere Male habe er ihr selbst heißes Zuckerwasser geschenkt, was ihr beim Überleben geholfen habe. Ein sechzehnjähriger Junge in sowjetischer Uniform habe ihr ein Brot geschenkt und dabei selbst große Angst gezeigt. Ein polnischer Offizier bat ihre Mutterund die Kinder in sein Haus und fragte die Mutter, ob sie nähen könne. Daraufhin durfte sie die Uniformen, die Unterwäsche und Socken der polnischen Soldaten ausbessern. Sie erhielt dafür Brot und Suppe sowie ein Bett für ihre Kinder. Ihre Nähkunst und schließlich ein Glücksfall ermöglichten es dieser Frau und ihren Kindern sogar zu fliehen:
„Im Krimi rennt man um sein Leben, meine Mutter nähte um unser Leben - und schaffte es.“

Es gab auch andere Einzelfälle, in denen Frauen mit Kindern durch die Hilfe russischer oder polnischer Offiziere überleben konnten.

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