Schicksale vertriebener Frauen - Kapitel 5{4}

Internierung zur Zwangsarbeit
Zwangsarbeit n Lager Potulice n andere Lager n Alter, Verhöre
Transport n Vergewaltigung n Überleben n Unterkunft
n Ernährung n Todesfälle

   
 


 

Alter und Herkunft der 68 internierten Frauen

Wie die Diagramm I 14a und 14b zeigen, stammen 15 (d.h. 22 Prozent) der 68 Frauen, die über ihr Schicksal als „Internierte“ berichten, aus Westpreußen. Die zweitgrößte Gruppe kommt aus Ostpreußen (12 Frauen = 18 Prozent). Je neun Frauen kommen aus Pommern und dem Wartheland, weitere fünf aus der Neumark. Die anderen gaben als Herkunftsort Oberschlesien, Brandenburg, das „Generalgouvernement“ oder andere Gebiete an. Die Diagramme veranschaulichen auch, dass die internierten Frauen - anders als die Deportierten - meist im weiteren Umkreis ihrer Heimatorte inhaftiert bzw. interniert waren (So waren zum Beispiel 12 der 15 Frauen aus Westpreußen in dort errichteten Lagern und zehn der zwölf Frauen aus Ostpreußen dort festgehalten worden.)

Diagramm I 14a und I 14b: Erste und letzte Stationen der Internierung

Diagramm I 14a:
Erste Station
der Internierung
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Diagramm I 14b:
Letzte Station
der Internierung
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Die meisten Befragten waren 1945 noch sehr jung: Fast die Hälfte von ihnen waren Mädchen im Alter bis zu 15 Jahren.

Festnahme und Verhöre

Von den 68 internierten Frauen wurden 30 (= 44 Prozent) im März und April 1945 festgenommen. In diesen Wochen erreichten die Internierungen in den Gebieten jenseits von Oder und Neiße ihren Höhepunkt. 15 Frauen (= 22 Prozent) nannten für ihre Festnahme ein früheres Datum (Januar bis Februar 1945), zwölf Frauen (= 18 Prozent) ein späteres (Mai bis Juli 1945). (Die übrigen machten keine Angaben.)

31 der 68 befragten Frauen, d.h. fast die Hälfte von ihnen, wurden in ersten Auffanglagern, Kellern oder Gefängnissen, meist in Anwesenheit von Dolmetschern, verhört, oft auch mehrmals. Manche Frauen berichten, dass sie selbst, ihre Mütter oder Mitgefangene, besonders die Männer, bei den Verhören geschlagen wurden. Nur eine Frau erzählt, dass sie „nett“ behandelt worden sei und man ihr Kaffee angeboten habe. Zehn Frauen gaben an, verurteilt worden zu sein, meist zur Zwangsarbeit, aber auch zu Gefängnis- und Zuchthausstrafen sowie zur Deportation. Eine Frau hatte das Glück, dass der Deportationszug, der sie nach Sibirien bringen sollte, aufgrund von Kampfhandlungen stecken blieb und die Gefangenen in ein Lager bei Posen zurücktransportiert wurden. 17 Frauen mussten ein Schriftstück unterschreiben, das meist in polnischer, russischer und deutscher, aber auch in rumänischer und tschechischer Sprache abgefasst war.

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